Christoph Wirl, Herausgeber vom Magazin TRAiNiNG, hat mehrere Expert:innen über den Weg vom Top-Trainer zum Top-Speaker befragt. Ich freue mich, dass auch meine Sichtweise gefragt war. Zumal ich schon in den 80er-Jahren – damals Mitte 20 – auf Konferenzen multimediale Vorträge gehalten habe.

Woher der Trend, dass sich so viele Trainer:innen zum professionellen Speaker entwickeln wollen?

Mein erster Vortrag war noch während meines Physikstudiums auf einer Didaktik-Konferenz von Physik- und Mathematikprofessoren an der Universität von Klagenfurt. Mir bereitet es seit damals Freude naturwissenschaftlich fundierte Inhalte in witziger Weise an eine große Gruppe von Interessierten zu vermitteln. Ich gestehe es: Ich finde es höchst lustvoll auf den Bühne zu stehen. Andere finden den Kick beim Bungee Jumping oder Tiefschneefahren. Ich bei Keynotes auf Konferenzen. Das hat vermutlich viel damit zu tun, dass überwundene Angst so ein befreiendes Gefühl ist. Vor vielen Menschen zu sprechen und damit von vielen gesehen zu werden, gehört ja zu den intensivsten Ängsten der Menschen. Bei begeisterten Speakern hat sich die „Angst vor …“ in eine „Lust auf …“ entpuppt. Eine große Menschenmenge zu gewinnen, zu inspirieren und zu bestärken, ist für mich freudvolles Wellenreiten auf dem gemeinsamen Flow.

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Was sind die ersten Schritte für Trainer:innen, die den Wunsch haben Speaker zu werden?

Trainern, die den Wunsch empfinden, Speaker zu werden, empfehle ich achtsam zu reflektieren, aus welchen Beweggründen heraus, sie das wollen. Geht es ihnen um äußere Anreize wie Image oder gar Honorarhöhe, rate ich ihnen davon ab. Franz Beckenbauer hat dazu den Vergleich gebracht: „Früher wollten junge Fußballspieler exzellent spielen. Jetzt wollen sie häufig reich und berühmt werden. Man kann aber nicht erfolgreich spielen, wenn man immer nur auf die Anzeigetafel starrt.“

Für erfolgreiche Speaker ist es ein wichtiger Türöffner, zumindest ein Buch geschrieben zu haben. Das ist auch gleichzeitig ein guter Test, ob die Inhalte tragend sind und sich in spannende Geschichten verpacken lassen.

Was sind die größten Stolpersteine dabei?

Für mich ist das stimmige Gleichgewicht zwischen Inhalt einerseits sowie amüsanter Verpackung andererseits entscheidend. Es ist für mich unglaublich, wie viele langweilige Vorträge ich immer noch auf Konferenzen höre. Es ist ein Irrtum, dass fundierte Fakten für sich sprechen. Es braucht auch den bewussten Brückenschlag zum Publikum. Dieses will abgeholt werden und braucht einen Bezug zu den Inhalten. Daher ist es sinnvoll Anknüpfungspunkte zu bieten, die den Zuhörenden als Einstieg dienen, um sich auf den Vortrag einzulassen. Als inspirierend und bewegend erleben wir nur etwas, mit dem wir uns identifizieren können. Neben dem inhaltlichen braucht es auch ein dramaturgisches Konzept.

Umgekehrt empfinde ich auch als nicht wertschätzenden Umgang mit der Zeit der Zuhörenden, wenn inhaltlich „dünne Suppen“ aufgetischt werden – selbst wenn diese mit Showeffekten gewürzt sind. Zur peinlichen Falle wird es, wenn die Selbstdarstellung und Eigenwerbung und nicht der Nutzen für das Publikum überwiegt. Ein absolutes No-Go ist auch, am eigenen Konzept zu hängen, auch wenn dieses gar nicht zu den Anwesenden passt. So habe ich einen Speaker erlebt, der auf einer Konferenz von erfolgreichen Unternehmerinnen ausschließlich Beispiele gebracht hat, in denen Frauen zu Hause auf den Ehemann warten oder um ihre Schönheit bedacht ins Fitnessstudio gehen und dafür dann von ihm mit einem Rosenstrauß bedacht werden

Welche unterschiedlichen Fähigkeiten braucht ein gute Trainer:innen versus Speaker:innen?

Will man vom Trainer zum Speaker werden, braucht es einen Paradigmenwechsel. Das Training findet in Kleingruppen statt. Die Teilnehmenden erwarten zu Recht, dass man auf ihre individuellen Wünsche eingeht. Daher wird ein kompetenter Trainer prozesshaft arbeiten, um auf die unterschiedlichen Wünsche und Fragen der Teilnehmer einzugehen. Es geht darum Kompetenzen zu stärken, die den Trainierenden ermöglichen ihre konkreten Herausforderungen im Alltag besser zu meistern. Speaking soll viele Menschen ansprechen. Die Kunst besteht darin, die Inhalte einerseits griffig und praxistauglich zu vermitteln und andererseits so allgemein zu bleiben, dass sich möglichst viele der Anwesenden darin wiederfinden. Storytelling und Arbeit mit Metaphern sind dafür ein höchst nützliches Instrumentarium. Auf wundersame Weise erblicken die Einzelnen im humorvoll vorgehaltenen „Spiegel der Erkenntnis“ sich selbst – und das in Gesicht-wahrender Weise.

Hier können Sie den gesamten Artikel „Der Trainer als Rampensau“ im Magazin TRAiNiNG Dezember 2019 nachlesen.

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