Schon Heraklit mahnt:

„Heute schon tun,
woran andere morgen erst denken,
denn beständig ist nur der Wandel.“

Offensichtlich war bei den Griechen Veränderungsbereitschaft auch schon ein Thema. Doch der Wandel ist nicht mehr beständig sondern unterliegt selbst einer wesentlichen Veränderung: vom continuous zum disruptive Change.

Die Strömungen der VUCA-Welt

Was derzeit in unserer Gesellschaft und Wirtschaft vorherrscht, nennen wir TaucherInnen „Waschmaschine“. Wir verstehen darunter starke Strömungen, die plötzlich auftauchen oder unvermittelt die Richtung ändern können. Teilweise sind diese lokal höchst unterschiedlich: Während der eine gemütlich taucht wird der andere in unmittelbarer Nähe von einer heftigen Strömung erfasst. Besonders gefährlich ist es, wenn starke Strömungen aus unterschiedlichen Richtungen aufeinanderprallen. Das kann gefährlichen Abwärtssog erzeugen. Wenn beim Briefing vor Start des Tauchgangs „Waschmaschine“ angekündigt wird, so heißt das, dass es eine besonders umsichtige Selbststeuerung im Buddy-Team braucht.

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Im Leben ober Wasser sprechen wir von der VUCA-Welt:

  • V wie hohe Volatilität, d.h. großer Schwankungsbreite: alle Ereignisse werden immer extremer und Prognosen damit immer ungenauer
  • U wie Ungewissheit, d.h. der Grad an Unsicherheit steigt: anstatt kontinuierlicher, sich abzeichnenden Entwicklungen finden plötzliche Umbrüche statt
  • C wie Complexity/Komplexität, d.h. die Welt ist immer mehr in Abhängigkeiten verstrickt.
  • A wie Ambiguitäten, d.h. Mehrdeutig- und Widersprüchlichkeiten z.B. alles ist im Umbruch nur die Servicequalität soll stabil bleiben oder wir wollen immer mehr Möglichkeiten der Individualisierung und gleichzeitig standardisierte globale Prozesse.

Zukunft ist nicht Fortschreibung der Vergangenheit

Radikal geänderte Rahmenbedingungen brauchen auch völlig neue Lösungsansätze. Zukunftsforscher Matthias Horx:

„Ich habe festgestellt, dass die Menschen sich gar nicht wirklich für die Zukunft interessieren.
Sie interessieren sich eher für die Verlängerung der Vergangenheit ins Morgen.
Genau das aber hat die Zukunft nicht im Programm.“

Als Statistikerin blutet mir das Herz, wenn beschreibende mit schließender Statistik verwechselt wird: Wir wollen aus Analysen der Vergangenheit Prognosen für die Zukunft ableiten. So eine Extrapolation macht jedoch nur Sinn, wenn es moderate und vor allem stetige Entwicklungen gibt. Bei disruptive changes halte man sich an Mark Twain:

„Voraussagen soll man unbedingt vermeiden,
vor allem solche über die Zukunft.“

Oder wie Nassim Taleb in seinem Bestseller „Der schwarze Schwan – die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ höchst plakativ mahnt: Der Truthahn glaubt an die Fürsorglichkeit seiner Besitzer – bis Thanksgiving oder in unseren Breiten Weihnachten kommt.

Geänderte Rahmenbedingungen brauchen einen Paradigmenwechsel unserer Einstellungen. Der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr dazu:

„Wir leben im 21. Jahrhundert
mit der Technologie des 20. Jahrhunderts
und wollen die heutigen Probleme
mit dem Denken des 19. Jahrhunderts lösen
und das kann nur in den Graben gehen…“

Welche geänderten Kompetenzen braucht unsere digitale Welt mit der Industrie 4.0?

Souveränität 4.0

Wer will nicht souverän wirken? Im traditionellen Sinn assoziieren wir damit, fehlerfrei und makellos zu funktionieren, alles zu können und alles zu wissen. „Sei perfekt!“ gehört wie „Sei stark!“ und „Mach es allen Recht!“ zu den sehr weit verbreiteten Stressverstärkern, denen man in der Dynamik der VUCA-Welt nicht mehr gerecht werden kann. Dieser innere Druck aufgrund der empfundenen Überforderung führt zum Ausbrennen und zur Erschöpfung.

Souveränität 2.0

Friedemann Schultz von Thun, den viele vom 4-Seiten-Modell der Kommunikation kennen, spricht von der Souveränität 2. Ordung und meint damit, inkl. Ecken und Kanten, Fehlern und Makeln stimmig zu agieren.

Er meint damit, einerseits authentisch und damit glaubwürdig zu agieren und sich andererseits auf unterschiedliche Situationen einzustellen. Statt Perfektion wird hier die Angemessenheit angestrebt.

Vor meinem Hintergrund der Theater-Begeisterung ergänze ich die Authentizität und Anpassungsfähigkeit noch um die Rollenklarheit. Im beruflichen und privaten Alltag sind wir im Jonglieren mit der Rollenvielfalt höchst gefordert.

Siehe dazu auch mein Blog „Souverän 2.0 agieren – auch bei Fehler und Pannen“

Souveränität 3.0

Die Konzepte Souveräntität 1.0 und 2.0 gehen von einem einigermaßen konstanten Umfeld aus.

Dass das häufig eine irrige Annahme ist, die z.B. zu eklatanten Budgetüberschreitungen bei Baugroßvorhaben führt, bringt augenzwinkernd dieser Cartoon auf den Punkt:

Nicht umsonst boomen dzt. agile Methoden und Scrum, um sich auf geänderte Gegebenheiten einzustellen. Conrad Celtis:

„Wer klug ist, ändert mit den Umständen seinen Plan.“


Quelle des Cartoons: Twitter by Sami Söderblom

Souveränität 4.0 in der VUCA-Welt

Die Ambiguitäten der VUCA-Welt hebeln das in unserer Kultur vorherrschende dichotomisches „entweder-oder“-Denken aus. Wir sind gewohnt in den Kategorien richtig oder falsch, gut oder schlecht, brav oder böse, Himmel oder Hölle, Heilige oder Hure … zu denken. Auch das ist eine Widersprüchlichkeit nach meinem Geschmack, dass gerade das Agieren in der digitalen Welt, in der es um bits d.h. der Unterscheidung zwischen 0 oder 1 geht, ein vielschichtigeres statt einem binären Denken braucht.

Die Quantenphysik hat am Beginn des 20. Jahrhunderts die Dualität zwischen Teilchen und Welle beschrieben, die Grund-Ambiguität unserer Welt. Und sie hat auch die Erkenntnis hervorgebracht, dass die Beobachtung immer Einfluss auf das Beobachtete hat und die Wirklichkeit somit immer ein mehrdeutiges Konstrukt ist. Erst der Kontext verleiht dem Inhalt Sinn. Das Wort Realität leitet sich von Res der Sache ab. Ist also ein höchst materialistisches Weltbild.

In seinem Buch „Wir erleben mehr als wir begreifen – Quantenphysik und Lebensfragen“ erläutert der Quantenphysiker und praktizierende Buddhist Hans-Peter Dürr der Philosophin Marianne Österreicher: Analysieren bedeutet auseinandernehmen, in immer kleinere Teile zu teilen. Doch wir verstehen nicht die Form der Felsenküste, indem wir sie zu immer feineren Sand zerteilen. Vielmehr müssen wir den Felsen in Beziehung setzen mit dem Meer, dem Wind, dem Regen. Gefragt ist systemisches Denken.

Es gilt der von Karsten Bresch formulierte biologische Grundsatz:

„Höhere Fähigkeiten erwachsen nur aus mehr Komplexität.“

Erfahrungsschätze und Pioniergeist

„Erfahrene Anfänger:innen“ nennt der renommierte Organisationsberater Wolfgang Looss die erforderliche Einstellung der Abkehr von einem allzu mechanistischen Weltbild. Er nimmt dazu aus der Kunstwelt Anleihe: Wie ein Maler immer wieder vor eine leere Leinwand tritt und ein Bild zu schaffen beginnt, sollten wir uns immer wieder neu – unsere Erfahrungsschätze nutzend – auf geänderte Gegebenheiten einstellen. Ich schöpfe lieber Erkenntnisse aus der Theater-Welt: Obwohl das Textbuch vorgegeben ist und die Theaterstücke schon vielfach inszeniert, überlegt sich ein*e Regisseur:in jedes Mal neu das Thema, d.h. seine/ihre zentrale Botschaft mit Bezug auf die aktuellen Strömungen.

Übrigens: Schauspieler:innen können eine Inszenierung immer wieder glaubwürdig spielen, weil sie sich ihre Handlung immer wieder her holen. Das ist ganz etwas anderes als routinehaftes Wiederholen. So bleibt die Freude am Tun erhalten.

Die aktuellen Termine von

„Regie führen auf beruflichen Bühnen – mit Geschichten Menschen bewegen“

finden Sie hier.

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