Sind wir dabei, Künstlicher Intelligenz mehr zu vertrauen als uns selbst?
Die rapide Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) hat tiefgreifende Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft und führt zugleich zu kontroversen Diskussionen. Die zunehmende Bedeutung von Maschinen, die Entscheidungen in Bereichen wie Kreditvergabe, medizinische Diagnosen oder Überwachung treffen, verdeutlicht, dass es hierbei um mehr als nur um Effizienz geht. Inmitten digitaler Fortschrittsversprechen rückt die ethische Verantwortung ins Zentrum der Debatte.
Künstliche Intelligenz symbolisiert den gegenwärtigen technologischen Fortschritt. Sie geht einher mit einer zunehmenden gesellschaftlichen Verunsicherung. Mit wachsender Tendenz werden Entscheidungen, die vormals Menschen oblagen, von Algorithmen getroffen. Dies betrifft beispielsweise die Vergabe von Krediten, medizinische Entscheidungen oder automatisierte Inhalte im Internet. Dies führt zu einer verstärkten Reflexion über Transparenz, Fairness und Verantwortung. Die potenziellen Gefahren, die sich aus der Ungleichverteilung von Datenmacht, der Verbreitung von Deepfakes und einem potenziellen globalen Wettrüsten im Bereich der KI ergeben, unterstreichen die Dringlichkeit der Entwicklung klarer ethischer Rahmenbedingungen und internationaler Regulierungen. Nur so können zentrale Werte wie Demokratie, Datenschutz und soziale Gerechtigkeit gewahrt werden. Es ist daher von eminenter Wichtigkeit, zeitnah die Weichen für eine verantwortungsvolle KI-Zukunft zu stellen.
Die Neurowissenschaftlerin, KI- und Zukunftsmanagerin Mag.a Monika Herbstrith-Lappe beschäftigt sich aus wissenschaftlicher Sicht mit der Frage, ob durch KI Menschlichkeit und Ethik auf der Strecke bleiben. Zwar versteht sie die Bedenken, die mit dieser rasanten Entwicklung verbunden sind, dennoch ist Ihre Antwort darauf ein klares Nein: „Gerade in Zeiten von New Work sind menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und kritisches Denken als Future Skills mehr denn je gefragt. Ebenso erfordern die immer weiter fortschreitende Digitalisierung und auch die Künstliche Intelligenz eine neue Ethik und eine Diskussion über unsere Werte. Durch KI wird die Arbeitswelt immer komplexer, die Ergebnisse von Algorithmen für das Gehirn immer schwerer nachvollziehbar. Natürlich stellen sich damit neue und herausfordernde Fragen. Gleichzeitig nehmen uns KI und Digitalisierung immer mehr standardisierte und damit eher langweilige Arbeiten ab.“ Diese komplexe Thematik ist auch Gegenstand ihres wegweisenden Vortrags „Mehr digital für mehr menschlich – New Work in Zeiten von KI“. Die Keynote Speakerin erläutert darin die Wechselwirkung und das daraus resultierende Potenzial für Menschlichkeit und Werte im Zusammenspiel von Digitalisierung, KI und New Work. Dabei geht sie auch Fragen der Ethik ein, die in diesem Zusammenhang sehr wesentlich sind und die Grundlage für die Future Skills bilden werden.
„Nach meiner Überzeugung bedeutet New Work daher auch neue Freiräume für zwischenmenschliche Beziehungen. Bisher wenig beachtete Kompetenzen werden zu Future Skills, die es jetzt zu stärken gilt“, so die Wissenschaftlerin, die sich als junge Physikerin mit der Ethik der Naturwissenschaften rund um das Thema Atombombe beschäftigt hat. Aus diesem Grund setzt die Rednerin sich für den Digitalen Humanismus, d.h. Menschlichkeit in Zeiten der KI ein. Ihrer Auffassung nach trifft Künstliche Intelligenz Entscheidungen für die Mehrheit, weniger für Minderheiten. Daher liegt es nun an uns, diese Entscheidungen der KI aus einer Perspektive der Menschlichkeit und Ethik zu hinterfragen und zu bewerten. Nur so können wir Diskriminierung verhindern und weiterhin werteorientiert handeln. „Wer erfolgreich mit Künstlicher Intelligenz arbeiten will, muss sich abseits der bekannten Denkpfade bewegen – Umwege, Irrwege und gedankliche Sackgassen eingeschlossen“, betont Mag.a Monika Herbstrith-Lappe.
Erschienen in PressNetwork.de am 14.04.2025