„Mut für Lösungen in einer modernen VUCA-Welt gefragt.“

Europa in der Krise: Von der Pandemie bis zur Inflation – Expert*innen schlagen Alarm angesichts einer drohenden gesellschaftlichen Erschöpfung, da sich immer mehr Menschen in ihre eigenen Lebenswelten zurückziehen und das größere Bild aus den Augen verlieren. Die fehlende Aussicht auf eine Besserung verstärkt die Sorgen um die Zukunft und lässt viele ratlos zurück.

Die jüngsten Entwicklungen stellen insbesondere die west- und mitteleuropäische Gesellschaft vor immense Herausforderungen. Von den anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie bis hin zu geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten durch die Inflation – die Menschen fühlen sich zunehmend überfordert und ratlos angesichts der sich rasch verändernden Lage. Trotz einiger Stimmen, die eine dringend benötigte Erholungsphase nach der Pandemie fordern, zeigen sich die meisten Sozialwissenschaftler*innen skeptisch, ob dies angesichts der fortlaufenden Krisen überhaupt realistisch ist

Die Gesellschaft ist erschöpft

Das anhaltende Gefühl von Bedrohung und Ohnmacht führt auf gesellschaftlicher Ebene zu einer Art posttraumatischem Stress, wie Expert*innen beschreiben. Die psychologischen Ressourcen der Gesellschaft sind erschöpft, was zu einem verstärkten Rückzug in persönliche Lebenswelten führt. Diese aktuelle Krise unterscheidet sich grundlegend von früheren Herausforderungen, insbesondere durch die Überlagerung verschiedener Katasrophenphänomene. Eine aktuelle Studie der Tui-Stiftung zeigt, dass nur eine Minderheit der Jugendlichen in Deutschland und anderen europäischen Ländern an eine Verbesserung ihrer Zukunftsperspektiven glaubt. Die Frage nach Hoffnung und Perspektive scheint so gesehen unbeantwortet. Die Neurowissenschaftlerin und Physikerin Mag.a Monika Herbstrith-Lappe beschäftigt sich seit langem mit den Auswirkungen von Umbrüchen auf Gesellschaft und Individuum, auch aus ethischer Sicht.

Wir befinden uns in einer modernen VUCA-Welt

So beschäftigte sie sich schon als junge Physikerin mit der Verantwortung der Physiker für die Atombombe, die die Gesellschaft nachhaltig veränderte. Mit Blick auf die neuen Umbrüche sagt Mag.a Monika Herbstrith-Lappe: „In einer Welt, die von ständigem Wandel und zunehmender Komplexität geprägt ist, spielt der mutige Umgang mit Ungewissheit eine entscheidende Rolle. Ob wir wollen oder nicht, Tatsache ist, dass wir uns in einer modernen VUCA-Welt befinden. Es ist daher notwendig, sich angesichts rasanter Veränderungen neuen Denkmustern zu öffnen und alte Glaubenssätze zu überwinden, um innovative Lösungen und vor allem Perspektiven zu entwickeln.“ Nicht nur die fortschreitende digitale Transformation, sondern auch die schnelle und parallele Abfolge von Krisen und Umbrüchen stellt viele Menschen heute vor neue und oft beängstigende Herausforderungen.

In ihrem Vortrag „Welt im Umbruch und Umgang mit Ungewissheit“ geht die Keynote Speakerin vertieft auf die VUCA-Welt (volatility, uncertainty, complexity und ambiguity) und die damit verbundenen Umbrüche ein. Sie ermutigt dazu, Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen. „Entscheidend bei Veränderungen ist aber, dass wir auch Stabilität brauchen. Bewährtes muss erhalten und Neues unbedingt weiterentwickelt werden: Aus Altem lernen, um Neues zu schaffen. Altbekanntes zu überwinden und sich von der Komfortzone in die Komm-vor-Zone zu wagen, eröffnet innovative Möglichkeiten“, betont Mag.a Monika Herbstrith-Lappe. Mit diesem Ansatz wird es nach Überzeugung der Neurowissenschaftlerin auch gelingen, diese von Krisen und Umbrüchen geprägte Zeit zu überstehen. Zukunft braucht Zuversicht. Jetzt erst recht – und Mut und Selbstvertrauen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Bildnachweis: Shutterstock / kldy
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