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„THE POWER OF WE“ ist das Motto des heurigen CIO-Summits der Confare-Community, zu der ich mich seit vielen Jahren zählen darf.

Homogene Teams sind spezialisiert. Heterogene Teams sind viel kreativer. In unserer Welt der Umbrüche entfalten sie mehr Innovationskraft. Sie sind überlebensfähiger.

Ich freue mich SEHR, dass ich als Schirmherrin die Eröffnungs-Keynote des Confare IT-Female Mentoring-Programms gestalten darf:

„THE POWER OF WE braucht Vielfalt“

Die Menschen, die Digitale Prozesse gestalten & IKT-Verantwortung tragen, sollen so vielfältig sein wie die Menschen für die digitale Services erbracht werden.

Es liegt in der menschlichen Natur, dass wir es mögen, wenn andere unsere Sichtweisen teilen. Dem hält Albert Einstein entgegen „Wenn zwei immer einer Meinung sind, ist einer überflüssig.“ In der Vielfalt unterschiedlicher Zugänge und Denkweisen liegen mehr Möglichkeiten und damit mehr kreatives Potential. Dieses brauchen wir mehr denn je. Gilt es doch gemeinsam die digitale Transformation so zu gestalten, dass uns individuell, unternehmerisch und gesellschaftlich eine freudvolle, erfolgreiche Zukunft erwartet.

Standardisiert versus individuell

Wenn man Prozesse digitalisiert, so geht dieses mit Festlegungen einher. Mit meinen Wurzeln im Qualitäts- & Prozessmanagement kenne ich die Argumente gegen Standardisierung seit vielen Jahren. So hat mir z.B. ein Direktor eines Krankenhauses erwidert: „Das ist ärztliche Kunst. Das kann man nicht regeln.“ Dem habe ich entgegengehalten: „Alle Philharmoniker:innen halten sich an die Partitur.“ Sehr häufig habe ich auch gehört: „Dafür kann es keine Standards geben. Jeder Fall ist anders.“ Doch auch für Schach gibt es ein Regelwerk, das so eindeutig ist, dass man sie seit vielen Jahren in Computerprogrammen abbilden kann. So unterschiedlich auch die unzähligen Partien sind.

Ich ziehe daraus 3 Schlussfolgerungen.

  1. Eine Überreglung artet in Bürokratie aus. Doch in einer gesunden Dosis ermöglichen Regeln das Zusammenspiel. In der Wüste des Sinais konnte ich mit einem Beduinen Backgammon spielen, obwohl wir jeweils kein Wort in der Sprache des/der anderen sprechen konnten. Das erwarte ich mir auch von digitalen Prozessen: sie sollen das Zusammenspiel der Akteur:innen ermöglichen und erleichtern.
  2. Es braucht eine kluge Ausgewogenheit zwischen Spielregeln und Spielräumen. Als Physikerin bin ich gewohnt in Sollwert mit Toleranzgrenzen zu denken. Eine wichtige Führungsaufgabe besteht darin, klug zu entscheiden, was vorgegeben und was gestaltbar ist.
  3. Klare Vorgaben sind das eine. Strukturen und Standards, wie sie z.B. Workflows darstellen, sind jedoch nur der Rahmen und nicht der Ersatz für die Kompetenz der handelnden Personen. Das gilt für die Herausforderungen im zunehmend digitalisierten Business genauso wie für die Symphonie im Konzertsaal oder die Partien bei der Schachweltmeisterschaft.

Prozesse für die Vielfalt von Menschen

Der ehemalige ÖBB-Vorstandsdirektor Schmidt formulierte in seiner Antrittsrede: „Ich kenne nur zwei Gruppen von Mitarbeiter:innen: Solche, die direkt, und solche, die indirekt zum Nutzen der Kund:innen und damit zu unserem Unternehmenserfolg beitragen.“ So sehe ich das auch für digitale Prozesse. Bis auf weiteres wird es hoffentlich so bleiben, dass digitale Lösungen letztendlich bestimmten Zielgruppen von Menschen einen Mehrwert bringen und nicht Selbstzweck oder Zeitvertreib in der Roboter-Community sind. Daraus entsteht die Herausforderung, dass Tools und automatisierte Prozesse der Vielfalt unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten von Menschen gerecht werden müssen. Als Naturwissenschafterin weiß ich, dass es maßgeblich von den zugrundeliegenden Annahmen abhängt, wie reich das Repertoire an Lösungsmöglichkeiten ist. In der Mathematik werden die Annahmen jeweils explizit den Aussagen vorangestellt. In den meisten anderen Bereichen wirken die zugrundeliegenden Annahmen implizit. Sie werden wenig hinterfragt und als gegeben angenommen. Naheliegender Weise wird die eigene Lebenswirklichkeit als Modell vorausgesetzt. Der eigene Denkrahmen begrenzt die zugänglichen Möglichkeiten. Paul Watzlawick mahnt:

„Der Glaube, es gebe nur eine Wirklichkeit,
ist die gefährlichste Selbsttäuschung.“

Denkhorizont dehnen & Handlungsrepertoire erweitern

Ein biologischer Grundsatz lautet: Höhere Fähigkeiten erwachsen nur aus mehr Komplexität. Heterogene Teams bieten daher mehr Lösungsmöglichkeiten als spezialisierte homogene Teams. Für unsere Welt der Umbrüche mit einem hohen Grad an Volatilität und Ungewissheit ist dies überlebenswichtig. Im Lied „Kumm ma mit kane Ausredn mehr“ singen Wolfgang Ambros & André Heller „I burg dir meine Augn. Kannst amol aus mir aussi schaun!“ Aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven auf die Anforderungen zu schauen, erweitert den Denkhorizont und das Handlungsrepertoir des Teams. In diesem Sinne appelliert Grace Grogan:

“Become friends with people who aren’t your age.
Hang out with people whose first language isn‘t yours.
Get to know someone who doesn‘t come from your social class.
This is how you see the world. This is how you grow.“

Anti-dichotomisches Denken für das Digitale Zeitalter

Der von mir sehr geschätzten Quantenphysiker Hans-Peter Dürr mahnt:

„Wir leben im 21. Jahrhundert
mit der Technologie des 20. Jahrhunderts
und wollen die heutigen Probleme
mit dem Denken des 19. Jahrhunderts lösen.
Das kann nur in den Graben gehen.“

Auf der Suche nach Sicherheit klammern wir uns an dichotomisches Denken, das nur „wahr“ oder „falsch“ kennt. Es unterscheidet zwischen Stärken und Schwächen und schürt Konkurrenzdenken von „besser“ oder „schlechter“. Doch als Physikerin weiß ich: Es gibt kein reines Schwarz oder Weiß. Dazwischen ist immer der Graukeil. Und freundlicherweise gibt es dann auch noch die bunten Facetten unserer Wirklichkeit. Es braucht viel menschliche Intelligenz und soziale Kompetenz um die Verbindungsstellen der binären Künstlichen Intelligenz mit den subjektiven vielfältigen Wirklichkeiten der Menschen zu gestalten.

Die Power von heterogenen Teams erschließt sich nur, wenn man den Unterschiedlichkeiten wertschätzend begegnet. Sonst mündet es in kontraproduktiven Machtspielen „Wer ist wichtiger?“ und/oder in eskalierenden Konflikten. Die Gangschaltung im Fahrrad funktioniert, wenn kleine Zahnräder für die Geschwindigkeit und große für das Drehmoment sorgen. Mixed Teams können höchst produktiv sein, wenn man die unterschiedlichen Talente und Stärken würdigt und sich gegenseitig ergänzt. Eine ganz wesentliche Führungsaufgabe besteht darin, die unterschiedlichen Kompetenzen auf gemeinsame Erfolge zu fokussieren. Heterogene Teams sind wesentlich anspruchsvoller in der Führung, bieten dafür aber viel mehr Möglichkeiten.

Mehr dazu siehe: Productive Conflict: Konflikte kreativ nutzen, um The Power of WE zu stärken


Confare Female IT-Mentoring für mehr Vielfalt in der CIO/CDO-Community

Gleich zwei wesentliche Kategorien von Unterschiedlichkeiten adressiert das Confare Female IT-Mentoring-Programm.

  1. Die Nutznießer:innen von digitalen Lösungen und Services sind ziemlich gleich viele Männer und Frauen. Die Gestalter:innen von digitalen Prozessen sind immer noch zu einem überwiegenden Teil männlich. Hier Initiativen zu setzen, dass IKT- und Digitalisierungsverantwortung von mehr Frauen übernommen wird, halte ich für gesellschaftlich höchst relevant und betriebswirtschaftlich für sehr sinnvoll. Um Klischees und Vorurteile zu überwinden ist es klug, auf Kommunikation und Information zu setzen. Dialoge und Austausch auf Augenhöhe sind besonders bereichernd.
  2. Als Brücke über die digitale Kluft zwischen den Digital Natives und den Digital Migrants sehe ich den wertschätzenden Umgang der Generationen. Im Sinne der Volksweisheit „Junge Menschen laufen schneller. Ältere kennen die Abkürzungen.“ Schon lange vor dem www verbindet das Netzwerk der Mykorrhizapilze die Wurzeln von Bäumen und damit Wälder bzw. ganze Regionen. Die großen Bäume bekommen mehr Licht ab. Über das Pilzgeflecht werden die nachwachsenden Bäume mit durch Licht gewonnenen Nährstoffen versorgt.

Ähnlich ist es in Mentoring-Programmen: Erfahrene lassen Jüngere an den Schätzen ihrer Erkenntnisse teilhaben. Am Beginn meiner Karriere als junge Frau in der männerdominierten Ingenieursausbildung war ich sehr dankbar für die zahlreichen Tipps meines ersten Chefs, der mir ein unglaublich bestärkender Mentor und Förderer war. In der Zwischenzeit darf ich selbst als Mentorin junge Menschen ermutigen und inspirieren. Dabei habe ich noch jedes Mal die tolle Erfahrung gemacht, dass nicht nur die Mentees, sondern auch die Mentor:innen ganz wesentlich von diesem Austausch profitieren.

Im Confare Female IT-Mentoring stehen erfolgreiche Frauen der CIO- & CDO-Community jüngeren Frauen der IKT- & Digitalisierungsszene als Role Model zur Verfügung. Eine aus meiner Sicht höchst wertvolle Initiative von Confare, um The Power of We durch Vielfalt zu bestärken. Sehr gerne bin ich der Einladung gefolgt, diesem Programm im Rahmen des CIO Summits zum Auftakt ein Sprungbrett in Form einer Eröffnungs-Keynote zu legen:

„The Power of We braucht Vielfalt“

Ich wünsche allen Beteiligten viel Freude und spannende Erkenntnisse im Mentoring-Prozess.

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